Mai 2011
Am
Donnerstag war es dann soweit: Mittags, zeitgleich mit der vom
Wetterbericht befürchteten Zunahme des Regens, bin ich dann zu meiner
viertägigen Verabredung mit dem Tourismusportal
Urlaub-mitten-in-Deutschland.de in Heilstadt Heiligenbad im Eichsfeld
aufgebrochen. Nun denn, der Regen-Test für meine Rukka-Kombi ARMAS stand
ja auch noch aus...
Bis
Magdeburg ging es über die Autobahn, vor dort aus dann über Landstraßen
in Richtung Harz. Hier sind mir dann auch zwei große Regenbereiche in
die Quere gekommen, allerdings haben sie freundlicherweise für einige
Zeit einen regenfreien Korridor freigehalten. So konnte ich mich gut bis
Wernigeroge durchschlängeln. Als dann aber der Kontakt mit dem Nass von
oben unvermeidlich erschien, wählte ich den Modus „schnellste Route“ in
meinem Navi. Übrigens hat sich hier etwas getan: Nachdem ich mit meinem
660er so gar nicht klar gekommen und in vielerlei Hinblick
kreuzunglücklich war, konnte ich dieses nun endlich in ein zumo 550
umtauschen, das auch nach meiner Auffassung zu Recht als
Motorrad-Navigationsgerät gehandelt wird....
An
dieser Stelle wunderte ich mich nun aber schon über die vorgeschlagene
Route, die mich westwärts in Richtung A7 führte, aber was soll`s. Und
tatsächlich blieb ich bis Göttingen völlig trocken. Dann allerdings
entlud sich ein Wassermenge über mir, die alles, was mir bisher erspart
blieb in 15 Minuten nachholte..Das Ergebnis für meine ARMAS übrigens:
Bis auf eine kleine Stelle, an der ich unbemerkt den Reißverschluss
nicht bis ganz oben gezogen hatte und so das kühle Nass direkt auf mein
Shirt traf, bin ich selbst trotz sehr starken Regenfalls völlig trocken
geblieben. Respekt!
Angekommen am Ziel erwarteten mich Ralf vom Tourismusportal Urlaub-mitten-in Deutschland mit zwei weiteren Mitfahrern, Hans und Martin, die mir zunächst erste Eindrücke vom Eichsfeld verschaffen wollten.
Und
so ging es dann rein in die bewaldeten Hügel der früheren Grenzregion.
Hier in unmittelbarer Nähe zu Hessen, gab es aus politischen Gründen zu
Zeiten des kalten Krieges keinerlei Ansiedlung von Industrie. Nach der
Wende hat sich daran nichts geändert, so dass die Region neben der
abwechslungsreichen Landschaft auch eine gute Luftqualität für den
Tourismus in die Waagschale werfen kann.
Da
man aber auch als Reisender nicht nur von guter Luft und schöner
Landschaft leben kann, interessiert mich aber natürlich auch, wo man
hier in der Region gut bewirtet wird. Als erstes Beispiel lerne ich
dabei das St. Georg in Dieterrode kennen. Hier hat Dr. Werner Freund ein
Kleinod geschaffen, in dem man sich plötzlich und unerwartet nach
Frankreich versetzt fühlt. Gut kann man sich vorstellen, hier bei
schlechtem Wetter in den gemütlichen Gasträumen oder bei angenehmen
Temperaturen auf seinem Freisitz mit Blick in die grüne Landschaft
ringsherum mit einem Glas guten Weines den Abend zu verbringen. Und wer
auf Kupferutensilien beim Kochen steht, darf es nicht versäumen, einen
Blick in die damit üppig ausgestattete Küche zu werfen.
Wir
cruisten weiter durch die nach dem Regen des Nachmittags satt grün
leuchtende Landschaft, in der man den typischen Geruch wahrnehmen
konnte, der am frühen Abend und in der Abendsonne nach einem Regenfall
typischerweise auftritt.
Ein
kurzer Stopp an einer Brücke,, die erst nach der Wiedervereinigung auf
die schon bestehenden Pfeiler gesetzt wurde, erinnerte zum wiederholten
Male daran, dass wir uns in der ehemaligen Grenzregion befinden und dort
permanent zwischen „Ost“ und „West“ wechseln. Hier lenkten meine beiden
Begleiter meinen Blick auf eine kahle Stelle hoch oben an einem der
bewaldeten Hügel. Dies sei unser nächstes Ziel.
Als
wir dieses erreichten und die letzten Schritte zu Fuß vorbei am leider
geschlossenen Wirtshaus an der Teufelskanzel zurücklegten, erwartete uns
ein atemberaubender Ausblick: Unter uns bildete die Werra eine Form,
die sehr an ein Hufeisen erinnert.
Nach einer dann nur noch kurzen Abendrunde kamen wir im Wirtshaus Klausenhof
in Bornhagen/Eichsfeld an und wurde dort auch gleich standesgemäß in
Manier mittelalterlicher Burgherren, die ihre Gäste begrüßen, von den
Betreibern Klaus und Manuela Röhrig empfangen. Allen Freunden
historischer Gaststätten und Unterkünfte sei an dieser Stelle ein Besuch
des Klausenhofs, der als eine der besten Gaststätten Thüringens gilt,
sehr empfohlen.
Beeindruckend
dann auch, dass wir im Kreuzfahrerlager für die Nacht untergebracht
wurden: Ausgehend von einem großen Raum mit zahlreichen
außergewöhnlichen Möbelstücken und Dekorationen gehen mehrere
abgetrennte Schlafbereiche ab, die unterschiedlichen Orden gewidmet
sind. Natürlich habe ich mich im Hinblick auf meine Kooperation mit den
Maltesern bei den Erste-Hilfe-Auffrischungskursen für Motorradfahrer für
den Alkoven des Malteser Ordens entschieden.
Das
besondere mittelalterliche Ambiente wurde durch reichhaltige und
wohlschmeckende Speisen und Getränke ergänzt, so dass man sich hier als
Gast wirklich wohl fühlt. Nach einem langen Abend habe ich mich dann auf
eine erholsame Nacht gefreut.
Der
zweite Tag meines Aufenthalts im Dreiländereck von Thüringen, Hessen
und Niedersachsen stand das Erkunden der Region auf zwei Rädern im
Vordergrund: etwa 270 km standen als Tagesration auf dem Plan.
Von
Bornhagen aus fuhren wir in Richtung Grenzmuseum Schifflersgrund. Da
wir uns in einem Abschnitt der früheren deutsch-deutschen Grenze
befinden, in der auch Flüchtlinge umgekommen sind, hat man hier eine
Informationsstätte geschaffen, in der sich auch jüngere Generationen
über Umstände, die über Jahrzehnte Alltag waren, informieren können. Wie
schön ist es doch, dass diese Zeit überwunden ist und wir alle nun
barrierefrei die sehenswerten Orte der gesamten Region erleben können.
Rapsfelder, soweit das Auge reicht - im Hintergrund ist der Thüringer Wald zu erahnen
Von
dort ging es dann weiter, so weit es geht die Bundestraßen meidend und
kleinere Nebenstraßen nutzend, in das hessische Wanfried, wo wir bei
sommerlichen Temperaturen am historischen Hafen direkt an der Werra
unseren Flüssigkeitsbedarf deckten.
Nachdem
wir dieses lauschige Plätzchen verließen, ging es wieder in Richtung
Thüringen: Der Nationalpark Hainich mit seinem Baumkronenpfad in der
Nähe von Bad Langensalza war, vorbei an der Wartburg in Eisenach unser
nächstes Ziel.
Hier
kommen Naturfreunde auf ihre Kosten, denn neben einer Ausstellung rund
um Fauna und Flora der örtlichen Waldregion lädt hoch über den Köpfen
ein Baumkronenpfad zum Selberentdecken und Erkunden ein. In Anbetracht
der aktuellen Temperaturen und den unter unseren Kombis zu erwartenden
Flüssigkeitsverlust beim Aufstieg habe wir es mal dabei belassen,
staunend von unten nach oben zu schauen, in welcher Höhe man sich hier
bewegen kann.
Anschließend
ging es wieder nordwärts, zurück ins Eichsfeld, denn der
Motorrad-Pilger forderte seinen Tribut: Dort, wo im Herbst 2011 der
Papst erst hinkommen möchte, war der Motorrad-Pilger bereits. Die
Wallfahrtskapelle Etzelsbach wartete im strahlenden Sonnenschein und mit
geöffneten Pforten darauf, von mir besucht zu werden. Schön, dass dies
ohne die im Herbst zu erwartenden zigtausend anderen Besucher möglich
war.
Zum
Ende dieser Tagesetappe ging ist nach Duderstadt-Fuhrbach ins Hotel zum
Kronprinz, wo für meinen Reisedampfer ein wunderbarer Parkplatz
unmittelbar vor dem Eingang freigehalten war. Normalerweise stehen die
Motorräder der anreisenden Gäste hier besser geschützt auf dem
hauseigenen Parkplatz hinter dem Haus, aber ich gebe zu, dass mir dieses
Fotomotiv besser gefallen hat.
An
diesem Abend waren meine drei Begleiter und ich uns einig: Wir haben
den Abend nicht so sehr ausgedehnt und dem Körper die notwendige Ruhe
gegönnt. Und ich habe endlich zeit gefunden, einige meiner Gedanken
schriftlich zusammen zu fassen. Der zweite Tag meines Urlaubs mitten in
Deutschland war damit auch schon vorüber.
Am
Morgen meines dritten Tags in der Mitte Deutschlands überraschte mich
mein Begleiter Ralf, Tourguide und Inhaber des Medienunternehmens
Studio1 (www.studio1.de) akustisch und optisch:
Noch
an der Rezeption des Hotels Zum Kronprinz in Duderstadt-Fuhrbach, in
der ich die Nacht verbracht hatte, hörte ich schon das tiefe Grollen
draußen auf der Straße, das die Ankunft meiner Begleiter ankündigte.
Ralf hatte seine BMW R1300R heute in der Garage gelassen und führte
dafür eine wahre Rarität aus: Vor der Tür des Hotels Zum Kronprinz
wartete mit blubberndem Motor eine funkelnde Voxan!
Diese
Augenweide aus der südfranzösischen Edelmanufaktur bekommt man nicht
jeden Tag zu sehen und/oder zu hören! Da ich noch ein wenig Zeit
benötigte, meine diversen Gepäckstücke zu verstauen, durfte sich der
Motor der Voxan noch einen Moment ausruhen, nur um dann, als es losgehen
sollte, mit einem urwüchsigen Grollen wieder zum Leben erweckt zu
werden...
Gemeinsam
machten wir uns dann auf unsere Tagestour, die uns zunächst zum
Forsthaus Hübental führte, einem nicht nur unter Motorradfahrern
beliebten Treffpunkt, idyllisch im Grünen gelegen. Wer es mag, kann hier
im Biergarten regionaltypische Wildgerichte genießen.
Eigentlich
ist dieser Besuch ursprünglich gar nicht eingeplant gewesen. Da aber
die Betreiber meine Berichterstattung quasi live bei Facebook
verfolgten, gab es prompt eine freundliche Einladung zu einem Besuch,
der wir natürlich gerne gefolgt sind.
Unser
nächstes Ziel war die bekannte Rhumequelle zwischen Duderstadt und
Herzberg am Südwestrand des Harzes. Das Wasser dieser Quelle stammt
größtenteils aus den Versickerungen des Harzes und sprudelt nach den
Angaben unter http://www.harzlife.de/harzrand/rhume.html
mit einer durchschnittlichen Menge von etwa 2500 Litern pro Sekunde
(!!) an die Oberfläche. Bei unserem Aufenthalt war davon zumindest an
der Wasseroberfläche des Quellteichs nichts zu merken.
Von
dort aus ging es weiter zum Seeburger See, der etwa auf halber Strecke
zwischen Duderstadt und Göttingen liegt. Die Strecke eignete sich
wunderbar, um mit meinen mitgeführten On-Board-Kameras einige
Fahrtaufnahmen unserer Gruppe anzufertigen: Aus den während meines
Aufenthaltes in Deutschlands Mitte angefertigten Videoaufnahmen wird das
Team vom Studio1 einen Video-Clip erstellen, auf den ich natürlich nach
Fertigstellung und Veröffentlichung noch gesondert hinweisen werde.
Angekommen
am Seeburger See war das Café „Graf Isnang“ mit seinem beeindruckenden
Blick über die Wasserfläche einen weiteren Stopp wert.
Nach
einer kurzen aber bei sommerlich-warmen Temperaturen auch hilfreichen
Erfrischung kurvten wir dann anschließend noch ein wenig durch die
Region. Dabei kannten meine Begleiter schöne und wenig befahrene
Straßen, auf denen wir gut einzusehende Kurven und geschwungene
Streckenführungen ausgiebig genießen konnten.
In
Anbetracht angekündigter und tatsächlich näher kommender Gewitter zog
es uns dann bereits am frühen Nachmittag wieder zurück in das Heilbad
Heiligenstadt, unserem Ausgangspunkt der Tour. Hier bezog ich nun im
Hotel am Vitalpark mein Quartier, im übrigen keine zehn Minuten zu früh:
Kaum hatte ich mein Gepäck auf das Zimmer geschafft und meinen
Reisedampfer dank der Freundlichkeit des Hotelpersonals direkt neben dem
Eingang gut geschützt unter einem Vordach und der wachsamen Kontrolle
einer „Überwachungskamera“ abgestellt, da kündigte ein beeindruckendes
Grollen auch schon das nahende Gewitter an.
Innerhalb
weniger Minuten waren dunkle Wolken aufgezogen, aus denen grelle Blitze
die Landschaft in einem bizarren Licht erstarren ließen. Die Temperatur
kühlte sich mit dem aufkommenden Landregen ab und ich war heilfroh,
rechtzeitig von der Tagestour zurück zu sein: So war es die beste
Gelegenheit, die einladende Sauna- und Wellness-Landschaft des Hotels zu
erkunden und ein wenig Erholung für Körper und Seele zu tanken.
Zu
meiner Freude haben sich meine Begleiter der letzten Tage, teilweise
zusammen mit ihren Frauen, noch im Hotel eingefunden, um mit mir
zusammen meinen (vorerst) letzten Abend in der Mitte Deutschlands zu
verbringen. Natürlich waren auch an diesem Abend unsere Gespräche mit
Fachsimpeln und Planungen für künftige Wiedersehen gefüllt.
Das
Wetter besserte sich dann pünktlich zum nächsten Morgen und versprach,
auch bis zum Nachmittag so zu bleiben. Darauf hin entschloss ich mich,
den Heimweg unter Umgehung der Autobahnen und dafür quer durch den Harz
anzutreten. Da diese Route ebenfalls kurvenreiche Strecken in hügeligen
Landschaften versprach, wurde der Reisedampfer wieder mit der
notwendigen Aufnahmetechnik versehen, um interessante Fahraufnahmen zu
erhalten.
Und tatsächlich wurde ich nicht enttäuscht. Auf mich wartete eine abwechslungsreiche Landschaft bei schönstem Sonnenschein.
Wie
schon an den Vortagen begleiteten mich auch an diesem Tag die bis an
den Horizont reichenden, leuchtenden Rapsfelder im Südharz.
Mein
weiterer Weg führte mich durch das Mansfelder Land, dass durch seine
dem Tagebau geschuldeten Hügel bekannt und bereits weithin sichtbar ist,
sowie die Unstrut-Saale-Gegend in Richtung Dessau und Köthener Land.
Nach
Durchqueren des Flämings, des Höhenzuges südwestlich von Berlin, gingen
dann vier schöne Tage mit dem Motorrad in der Mitte Deutschlands zu
Ende.
Die
Möglichkeit, mich in Zukunft für eine Wochenendtour nicht mehr zwischen
Thüringen und dem Harz entscheiden zu müssen sondern mit der Zielregion
Eichsfeld beides zu erreichen, wird für mich die erste Wahl sein. Hier
finde ich neben einem zentralen Ausgangspunkt für meine Touren vor allem
eine Region, die mir wunderschöne Strecken für das Motorrad liefert und
dennoch bislang ein eher wenig bekanntes Dasein fristet. Die vier Tage
reichten bei weitem nicht aus, die weitläufige,
bundesländerübergreifende Gegend vollständig zu erkunden, und bietet
somit noch genügend Potenzial für weitere Erkundungstouren. Vielleicht
bietet sich mal eine Tour auf den Spuren der Gebrüder Grimm entlang der
Deutschen Märchenstraße an?
Das Eichsfeld hat sich in jedem Fall einen Motorrad-Tourer.com Tipp!! verdient.
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