Sonntag, 2. Oktober 2016

Urlaub mitten in Deutschland

Mai 2011

Am Donnerstag war es dann soweit: Mittags, zeitgleich mit der vom Wetterbericht befürchteten Zunahme des Regens, bin ich dann zu meiner viertägigen Verabredung mit dem Tourismusportal Urlaub-mitten-in-Deutschland.de in Heilstadt Heiligenbad im Eichsfeld aufgebrochen. Nun denn, der Regen-Test für meine Rukka-Kombi ARMAS stand ja auch noch aus...

Bis Magdeburg ging es über die Autobahn, vor dort aus dann über Landstraßen in Richtung Harz. Hier sind mir dann auch zwei große Regenbereiche in die Quere gekommen, allerdings haben sie freundlicherweise für einige Zeit einen regenfreien Korridor freigehalten. So konnte ich mich gut bis Wernigeroge durchschlängeln. Als dann aber der Kontakt mit dem Nass von oben unvermeidlich erschien, wählte ich den Modus „schnellste Route“ in meinem Navi. Übrigens hat sich hier etwas getan: Nachdem ich mit meinem 660er so gar nicht klar gekommen und in vielerlei Hinblick kreuzunglücklich war, konnte ich dieses nun endlich in ein zumo 550 umtauschen, das auch nach meiner Auffassung zu Recht als Motorrad-Navigationsgerät gehandelt wird....

An dieser Stelle wunderte ich mich nun aber schon über die vorgeschlagene Route, die mich westwärts in Richtung A7 führte, aber was soll`s. Und tatsächlich blieb ich bis Göttingen völlig trocken. Dann allerdings entlud sich ein Wassermenge über mir, die alles, was mir bisher erspart blieb in 15 Minuten nachholte..Das Ergebnis für meine ARMAS übrigens: Bis auf eine kleine Stelle, an der ich unbemerkt den Reißverschluss nicht bis ganz oben gezogen hatte und so das kühle Nass direkt auf mein Shirt traf, bin ich selbst trotz sehr starken Regenfalls völlig trocken geblieben. Respekt!


Angekommen am Ziel erwarteten mich Ralf vom Tourismusportal Urlaub-mitten-in Deutschland mit zwei weiteren Mitfahrern, Hans und Martin, die mir zunächst erste Eindrücke vom Eichsfeld verschaffen wollten.


Und so ging es dann rein in die bewaldeten Hügel der früheren Grenzregion. Hier in unmittelbarer Nähe zu Hessen, gab es aus politischen Gründen zu Zeiten des kalten Krieges keinerlei Ansiedlung von Industrie. Nach der Wende hat sich daran nichts geändert, so dass die Region neben der abwechslungsreichen Landschaft auch eine gute Luftqualität für den Tourismus in die Waagschale werfen kann.


Da man aber auch als Reisender nicht nur von guter Luft und schöner Landschaft leben kann, interessiert mich aber natürlich auch, wo man hier in der Region gut bewirtet wird. Als erstes Beispiel lerne ich dabei das St. Georg in Dieterrode kennen. Hier hat Dr. Werner Freund ein Kleinod geschaffen, in dem man sich plötzlich und unerwartet nach Frankreich versetzt fühlt. Gut kann man sich vorstellen, hier bei schlechtem Wetter in den gemütlichen Gasträumen oder bei angenehmen Temperaturen auf seinem Freisitz mit Blick in die grüne Landschaft ringsherum mit einem Glas guten Weines den Abend zu verbringen. Und wer auf Kupferutensilien beim Kochen steht, darf es nicht versäumen, einen Blick in die damit üppig ausgestattete Küche zu werfen.


Wir cruisten weiter durch die nach dem Regen des Nachmittags satt grün leuchtende Landschaft, in der man den typischen Geruch wahrnehmen konnte, der am frühen Abend und in der Abendsonne nach einem Regenfall typischerweise auftritt.

Ein kurzer Stopp an einer Brücke,, die erst nach der Wiedervereinigung auf die schon bestehenden Pfeiler gesetzt wurde, erinnerte zum wiederholten Male daran, dass wir uns in der ehemaligen Grenzregion befinden und dort permanent zwischen „Ost“ und „West“ wechseln. Hier lenkten meine beiden Begleiter meinen Blick auf eine kahle Stelle hoch oben an einem der bewaldeten Hügel. Dies sei unser nächstes Ziel.


Als wir dieses erreichten und die letzten Schritte zu Fuß vorbei am leider geschlossenen Wirtshaus an der Teufelskanzel zurücklegten, erwartete uns ein atemberaubender Ausblick: Unter uns bildete die Werra eine Form, die sehr an ein Hufeisen erinnert.



Nach einer dann nur noch kurzen Abendrunde kamen wir im Wirtshaus Klausenhof in Bornhagen/Eichsfeld an und wurde dort auch gleich standesgemäß in Manier mittelalterlicher Burgherren, die ihre Gäste begrüßen, von den Betreibern Klaus und Manuela Röhrig empfangen. Allen Freunden historischer Gaststätten und Unterkünfte sei an dieser Stelle ein Besuch des Klausenhofs, der als eine der besten Gaststätten Thüringens gilt, sehr empfohlen.


Beeindruckend dann auch, dass wir im Kreuzfahrerlager für die Nacht untergebracht wurden: Ausgehend von einem großen Raum mit zahlreichen außergewöhnlichen Möbelstücken und Dekorationen gehen mehrere abgetrennte Schlafbereiche ab, die unterschiedlichen Orden gewidmet sind. Natürlich habe ich mich im Hinblick auf meine Kooperation mit den Maltesern bei den Erste-Hilfe-Auffrischungskursen für Motorradfahrer für den Alkoven des Malteser Ordens entschieden.


Das besondere mittelalterliche Ambiente wurde durch reichhaltige und wohlschmeckende Speisen und Getränke ergänzt, so dass man sich hier als Gast wirklich wohl fühlt. Nach einem langen Abend habe ich mich dann auf eine erholsame Nacht gefreut.




Der zweite Tag meines Aufenthalts im Dreiländereck von Thüringen, Hessen und Niedersachsen stand das Erkunden der Region auf zwei Rädern im Vordergrund: etwa 270 km standen als Tagesration auf dem Plan.

Von Bornhagen aus fuhren wir in Richtung Grenzmuseum Schifflersgrund. Da wir uns in einem Abschnitt der früheren deutsch-deutschen Grenze befinden, in der auch Flüchtlinge umgekommen sind, hat man hier eine Informationsstätte geschaffen, in der sich auch jüngere Generationen über Umstände, die über Jahrzehnte Alltag waren, informieren können. Wie schön ist es doch, dass diese Zeit überwunden ist und wir alle nun barrierefrei die sehenswerten Orte der gesamten Region erleben können.

Rapsfelder, soweit das Auge reicht  -  im Hintergrund ist der Thüringer Wald zu erahnen

Von dort ging es dann weiter, so weit es geht die Bundestraßen meidend und kleinere Nebenstraßen nutzend, in das hessische Wanfried, wo wir bei sommerlichen Temperaturen am historischen Hafen direkt an der Werra unseren Flüssigkeitsbedarf deckten.


Nachdem wir dieses lauschige Plätzchen verließen, ging es wieder in Richtung Thüringen: Der Nationalpark Hainich mit seinem Baumkronenpfad in der Nähe von Bad Langensalza war, vorbei an der Wartburg in Eisenach unser nächstes Ziel.

Hier kommen Naturfreunde auf ihre Kosten, denn neben einer Ausstellung rund um Fauna und Flora der örtlichen Waldregion lädt hoch über den Köpfen ein Baumkronenpfad zum Selberentdecken und Erkunden ein. In Anbetracht der aktuellen Temperaturen und den unter unseren Kombis zu erwartenden Flüssigkeitsverlust beim Aufstieg habe wir es mal dabei belassen, staunend von unten nach oben zu schauen, in welcher Höhe man sich hier bewegen kann.

Anschließend ging es wieder nordwärts, zurück ins Eichsfeld, denn der Motorrad-Pilger forderte seinen Tribut: Dort, wo im Herbst 2011 der Papst erst hinkommen möchte, war der Motorrad-Pilger bereits. Die Wallfahrtskapelle Etzelsbach wartete im strahlenden Sonnenschein und mit geöffneten Pforten darauf, von mir besucht zu werden. Schön, dass dies ohne die im Herbst zu erwartenden zigtausend anderen Besucher möglich war.



Zum Ende dieser Tagesetappe ging ist nach Duderstadt-Fuhrbach ins Hotel zum Kronprinz, wo für meinen Reisedampfer ein wunderbarer Parkplatz unmittelbar vor dem Eingang freigehalten war. Normalerweise stehen die Motorräder der anreisenden Gäste hier besser geschützt auf dem hauseigenen Parkplatz hinter dem Haus, aber ich gebe zu, dass mir dieses Fotomotiv besser gefallen hat.
An diesem Abend waren meine drei Begleiter und ich uns einig: Wir haben den Abend nicht so sehr ausgedehnt und dem Körper die notwendige Ruhe gegönnt. Und ich habe endlich zeit gefunden, einige meiner Gedanken schriftlich zusammen zu fassen. Der zweite Tag meines Urlaubs mitten in Deutschland war damit auch schon vorüber.




Am Morgen meines dritten Tags in der Mitte Deutschlands überraschte mich mein Begleiter Ralf, Tourguide und Inhaber des Medienunternehmens Studio1 (www.studio1.de) akustisch und optisch:

Noch an der Rezeption des Hotels Zum Kronprinz in Duderstadt-Fuhrbach, in der ich die Nacht verbracht hatte, hörte ich schon das tiefe Grollen draußen auf der Straße, das die Ankunft meiner Begleiter ankündigte. Ralf hatte seine BMW R1300R heute in der Garage gelassen und führte dafür eine wahre Rarität aus: Vor der Tür des Hotels Zum Kronprinz wartete mit blubberndem Motor eine funkelnde Voxan!


Diese Augenweide aus der südfranzösischen Edelmanufaktur bekommt man nicht jeden Tag zu sehen und/oder zu hören! Da ich noch ein wenig Zeit benötigte, meine diversen Gepäckstücke zu verstauen, durfte sich der Motor der Voxan noch einen Moment ausruhen, nur um dann, als es losgehen sollte, mit einem urwüchsigen Grollen wieder zum Leben erweckt zu werden...

Gemeinsam machten wir uns dann auf unsere Tagestour, die uns zunächst zum Forsthaus Hübental führte, einem nicht nur unter Motorradfahrern beliebten Treffpunkt, idyllisch im Grünen gelegen. Wer es mag, kann hier im Biergarten regionaltypische Wildgerichte genießen.


Eigentlich ist dieser Besuch ursprünglich gar nicht eingeplant gewesen. Da aber die Betreiber meine Berichterstattung quasi live bei Facebook verfolgten, gab es prompt eine freundliche Einladung zu einem Besuch, der wir natürlich gerne gefolgt sind.


Unser nächstes Ziel war die bekannte Rhumequelle zwischen Duderstadt und Herzberg am Südwestrand des Harzes. Das Wasser dieser Quelle stammt größtenteils aus den Versickerungen des Harzes und sprudelt nach den Angaben unter http://www.harzlife.de/harzrand/rhume.html mit einer durchschnittlichen Menge von etwa 2500 Litern pro Sekunde (!!) an die Oberfläche. Bei unserem Aufenthalt war davon zumindest an der Wasseroberfläche des Quellteichs nichts zu merken.


Von dort aus ging es weiter zum Seeburger See, der etwa auf halber Strecke zwischen Duderstadt und Göttingen liegt. Die Strecke eignete sich wunderbar, um mit meinen mitgeführten On-Board-Kameras einige Fahrtaufnahmen unserer Gruppe anzufertigen: Aus den während meines Aufenthaltes in Deutschlands Mitte angefertigten Videoaufnahmen wird das Team vom Studio1 einen Video-Clip erstellen, auf den ich natürlich nach Fertigstellung und Veröffentlichung noch gesondert hinweisen werde.

Angekommen am Seeburger See war das Café „Graf Isnang“ mit seinem beeindruckenden Blick über die Wasserfläche einen weiteren Stopp wert.


Nach einer kurzen aber bei sommerlich-warmen Temperaturen auch hilfreichen Erfrischung kurvten wir dann anschließend noch ein wenig durch die Region. Dabei kannten meine Begleiter schöne und wenig befahrene Straßen, auf denen wir gut einzusehende Kurven und geschwungene Streckenführungen ausgiebig genießen konnten.


In Anbetracht angekündigter und tatsächlich näher kommender Gewitter zog es uns dann bereits am frühen Nachmittag wieder zurück in das Heilbad Heiligenstadt, unserem Ausgangspunkt der Tour. Hier bezog ich nun im Hotel am Vitalpark mein Quartier, im übrigen keine zehn Minuten zu früh: Kaum hatte ich mein Gepäck auf das Zimmer geschafft und meinen Reisedampfer dank der Freundlichkeit des Hotelpersonals direkt neben dem Eingang gut geschützt unter einem Vordach und der wachsamen Kontrolle einer „Überwachungskamera“ abgestellt, da kündigte ein beeindruckendes Grollen auch schon das nahende Gewitter an.


Innerhalb weniger Minuten waren dunkle Wolken aufgezogen, aus denen grelle Blitze die Landschaft in einem bizarren Licht erstarren ließen. Die Temperatur kühlte sich mit dem aufkommenden Landregen ab und ich war heilfroh, rechtzeitig von der Tagestour zurück zu sein: So war es die beste Gelegenheit, die einladende Sauna- und Wellness-Landschaft des Hotels zu erkunden und ein wenig Erholung für Körper und Seele zu tanken.

Zu meiner Freude haben sich meine Begleiter der letzten Tage, teilweise zusammen mit ihren Frauen, noch im Hotel eingefunden, um mit mir zusammen meinen (vorerst) letzten Abend in der Mitte Deutschlands zu verbringen. Natürlich waren auch an diesem Abend unsere Gespräche mit Fachsimpeln und Planungen für künftige Wiedersehen gefüllt.

Das Wetter besserte sich dann pünktlich zum nächsten Morgen und versprach, auch bis zum Nachmittag so zu bleiben. Darauf hin entschloss ich mich, den Heimweg unter Umgehung der Autobahnen und dafür quer durch den Harz anzutreten. Da diese Route ebenfalls kurvenreiche Strecken in hügeligen Landschaften versprach, wurde der Reisedampfer wieder mit der notwendigen Aufnahmetechnik versehen, um interessante Fahraufnahmen zu erhalten.


Und tatsächlich wurde ich nicht enttäuscht. Auf mich wartete eine abwechslungsreiche Landschaft bei schönstem Sonnenschein.


Wie schon an den Vortagen begleiteten mich auch an diesem Tag die bis an den Horizont reichenden, leuchtenden Rapsfelder im Südharz.


Mein weiterer Weg führte mich durch das Mansfelder Land, dass durch seine dem Tagebau geschuldeten Hügel bekannt und bereits weithin sichtbar ist, sowie die Unstrut-Saale-Gegend in Richtung Dessau und Köthener Land.


Nach Durchqueren des Flämings, des Höhenzuges südwestlich von Berlin, gingen dann vier schöne Tage mit dem Motorrad in der Mitte Deutschlands zu Ende.

Die Möglichkeit, mich in Zukunft für eine Wochenendtour nicht mehr zwischen Thüringen und dem Harz entscheiden zu müssen sondern mit der Zielregion Eichsfeld beides zu erreichen, wird für mich die erste Wahl sein. Hier finde ich neben einem zentralen Ausgangspunkt für meine Touren vor allem eine Region, die mir wunderschöne Strecken für das Motorrad liefert und dennoch bislang ein eher wenig bekanntes Dasein fristet. Die vier Tage reichten bei weitem nicht aus, die weitläufige, bundesländerübergreifende Gegend vollständig zu erkunden, und bietet somit noch genügend Potenzial für weitere Erkundungstouren. Vielleicht bietet sich mal eine Tour auf den Spuren der Gebrüder Grimm entlang der Deutschen Märchenstraße an?

Das Eichsfeld hat sich in jedem Fall einen Motorrad-Tourer.com Tipp!! verdient.







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