Sonntag, 24. August 2014

Schweden-Mobil Teil 1

Wir sind mitten drin.

Mitten in der Vorbereitung für das nächste umgeSEHen. Am kommenden Freitag soll es für eine Woche mit dem Wohnmobil durch Schwedens Süden gehen. Dazu haben wir uns ein kleines Wohnmobil für zwei Personen incl. Fahrradträger gemietet, um das Land der Seen und Wälder ganz intensiv und nah zu erkunden.



Gerade habe ich - fast passend - ein Motorradbuch über Schweden durchgearbeitet. Aber wir möchten das Ganze noch ruhiger und dichter an der Natur angehen. Nach einigen Wochen und Monaten, in denen sich einige Ereignisse überschlugen und uns gut auf Trab hielten, erscheint nun die bodenständige Naturverbundenheit der Skandinavier als richtige Auszeit.

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Zur Vorbereitung liegen schon der Wohnmobil-Tourguide "Die schönsten Routen durch Südschweden" von Michael Moll sowie die Karte "Schweden Süd", 1:500:000, beide aus dem Verlag Reise Know How auf dem Tisch.

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Insbesondere der Wohnmobil-Tourguide hat schon zahlreiche praktische Tipps zu Land, Leuten und Gewohnheiten für uns parat und wird uns wohl während der anstehenden Fährüberfahrt die Zeit verkürzen. Erst dann wollen wir uns mit den insgesamt 9 Routenvorschlägen befassen und überlegen, wie wir unsere eigene Routen gestalten werden.

Unsere Entscheidung fiel auf die Fährverbindung von Rostosck nach Trelleborg, die von der TT-Line betrieben wird. Nachdem ganz aktuell die bislang zwischen dieser Reederei und der STENA-Line bestehende Zusammenarbeit beendet wurde, fiel der Abfahrtstermin um 15 Uhr sozusagen ins Wasser. Nun werden wir uns noch den Nachmittag und Abend in der Ostsee-Metropole vertreiben, bevor dann ab 22 Uhr das Einschiffen ansteht.

Ansonsten werden Packlisten geschrieben; unsere Berlin-Räder sind bereits von der Durchsicht bei dem Fahrradspezialisten unseren Vertrauens, der Fa. Taberski in Zehlendorf, zurück. Damit bleibt uns nun bis zum Start am Freitag noch die Vorfreude.

Sonntag, 20. April 2014

#2014AIDA Die einen sagen so, die anderen so... und der Rest

Beim Frühstück am nächsten Morgen fragen wir uns, warum die AIDAsol eigentlich erst gegen Mittag in Amsterdam anlegen soll, wo wir doch das offene Meer schon verlassen haben und zu beiden Seiten des Schiffs Land an uns vorüberzieht. Die Erklärung kommt bald, sind doch noch etwa 30 Kilometer durch einen teilweise äußerst engen Kanal zurückzulegen, in dem das Schiff so manches Mal irgendwie überdimensioniert und deplatziert wirkt: An einigen Stellen sind auf beiden Seiten des Schiffs weniger als 8 Meter bis zu den Ufern Platz, was gemessen an deutlich über 30 Metern Schiffsbreite und etwa 250 Metern Schiffslänge unverhältnismäßig wenig erscheint.



Gegen Mittag erreichen wir dann die Hauptstadt der Niderlande und freuen uns, dass die bis dahin dichte Wolkendecke aufreißt und uns mit fröhlichen Sonnenstrahlen empfängt.



Wir teilen uns auf, weil wir die Stadt aus verschiedenen Blickwinkeln erkunden möchten. Meine Familie nutzt die Möglichkeit einer etwa einstündigen Grachtenfahrt, während ich mich zu Fuß aufmache.



Schnell sind die 10 Minuten Fußweg bis zum Hauptbahnhof zurückgelegt, von wo aus ich mich in das touristische Zentrum Amsterdams bewege. Mir fallen die unzähligen Fahrräder im Straßenverkehr ebenso auf wie die ebenfalls zahlreich vertretenen Rollerfahrer. Auch diese bewegen sich alle ohne Helm, dafür mit zum Teil atemberaubend anmutender Geschwindigkeit und Geschicklichkeit durch den dichten Straßenverkehr. Überhaupt ist mein erster Eindruck von dieser Stadt ein sehr belebter, unruhiger, fast schon hektischer.








Natürlich ist auch ein Abstecher zum Anne-Frank-Haus Pflicht, allerdings schrecken mich die deutlich mehr als 100 Meter lange und sich durch mehrere Straßen ziehende Warteschlange davor ab, auch das Innere des Hauses und die Ausstellung zu besuchen.





Anschließend erkunde ich den Stadtteil Jordan, der das alte, das eigentliche Amsterdam zeigen soll. Tatsächlich wird es hier deutlich ruhiger und beschaulicher, man muss als Fußgänger nicht permanent auf der Flucht vor den rasenden Zweiradfahrern sein.



Vor zahlreichen der fast immer dunkelbraunen Klinkerhäuser stehen in der Frühlingsatmosphäre Stühle und Tische aufgebaut, um zu einemn Moment des Verweilens einzuladen. Mir fallen aber auch die oftmals engen Häuserschluchten und die für mein Empfinden eintönige Farbgebung der sich stark ähnelnden Häuser auf. OK, da es wohl früher keine Hausnummern gegeben haben soll, sollen sich alle Häuser an ihren Giebeln unterscheiden. Trotzdem habe ich das Gefühl, es würde ausreichen, zwei oder drei Straßenzüge zu sehen, dann hätte man alles gesehen.


Auf dem Weg zurück zum Schiff komme ich an vielen der so berühmten Coffee-Shops verbei, in denen es bekanntlich nicht nur Kaffeespezialitäten zu kaufen gibt. Ich durchquere das ebenso berühmte Rotlichtviertel und schmunzele ein wenig, als ich die freizügig sich feilbietenden Damen in den nur vielleicht 10 Meter von den Kirchenmauern entfernten Gebäuden erblicke.






Plötzlich bin ich im chinesischen Teil der Stadt gelandet und entdecke zwischen chinesischen Restaurants und Händlern kleine Querstraßen, deren Namen nicht nur auf niederländisch, sondern auch in chinesischen Schriftzeichen genannt werden.



Insgesamt hat mich die Stadt enttäuscht. Vielleicht habe ich mir von dem Flair und ihrem vorauseilenden Ruf zu viel versprochen. Aber selten hat auf mich eine Stadt in ihrer Architektur und mit ihren dunkelbraunen Hausfassaden so eintönig, farblos und fast schon bedrückend gewirkt.

Meine Familie dagegen kommt völlig begeistert von ihrer Grachtenfahrt zurück, hat die zahlreichen Wasserstraßen und die Blickwinkel von diesen genossen, schwärmt von den fast überall in der Stadt anzutreffenden Hausbooten und der kulturellen Vielfalt unter den Menschen auf der Straße. Wieder einmal sieht man: Geschmäcker und Vorlieben sind verschieden und die der Ausspruch „die einen sagen so, die anderen so“ behält seine Gültigkeit.



So schnell kann eine Woche Schiffsreise vergehen. Vor uns liegt ein abschließender Seetag, den wir bei Windstärken 8 und etwa dreieinhalb Meter hohen Wellen etwas unruhiger verbringen, als wir es während der restlichen Reise gewohnt waren. Das ist die beste Zeit, windgeschützt in einem der strandkorbähnlichen Sitzmöglichkeiten an Deck die Fotos der letzten Tage zu sichten und ein paar Gedanken und Eindrücke in Worte zu fassen.



Am Abend gibt es dann die große Abschlussparty, auf der wir sicherlich wieder das Tanzbein schwingen werden, bevor wir unsere nicht mehr benötigten Sachen zusammenpacken werden. Die bis 2 Uhr in der Früh auf den Gängen positionierten Gepäckstücke werden vom Bordpersonal dann morgen nach Erreichen des Hamburger Hafens an Land gebracht, so dass wir dann wieder mit dem Shuttle zum Bahnhof und anschließend mit der Bahn wieder heimwärts fahren können. Eine Woche voller Entdeckungen, Schlemmereien und Erholung liegt hinter uns, ähnlich wie wir es schon von unserer ersten AIDA-Reise kannten. Wir sind froh, sagen zu können: „We did it again“.













Freitag, 18. April 2014

#2014AIDA Genuss auf belgisch

Zurück auf dem europäischen Festland erreichen wir am Morgen des folgenden Tages Zeebrügge. Wie der Name schon verrät, ist dies die Hafenstadt des etwa 15 km entfernten Brügge, einer Stadt, die ihren Aufstieg dem Tuchhandel verdankt. Heute ist sie als Gourmet-Zentrum bekannt: In Brügge gibt es pro Kopf Einwohner die meisten Sterne für außergewöhnliche Kochkunst.



Wir haben uns schon Tickets für die Regionalbahn besorgt, die uns nach einem etwa halbstündigen Morgenspaziergang direkt an den südwestlichen Rand des Stadtzentrums von Brügge bringt. Von dort aus begeben wir uns bei erneut schönstem Sonnenschein auf kleinen, verwinkelten Gassen zunächst zur Liebfrauenkirche. In dieser sei Michelangelos Madonna mit dem Kinde aus weißem Marmor zu besichtigen.



Leider ist die Kirche genau an diesem Tag geschlossen und verbirgt damit ihren Schatz vor uns. Dennoch werden wir dieses Kunstwerk an diesem Tag noch in etwas abgewandelter Form zu Gesicht bekommen, aber dazu später mehr.



Wir streben weiter dem großen Marktplatz Brügges entgegen, an dessen einer Flanke das beeindruckende Rathaus mit seiner filigranen Fassade und aufwändigen Dachgestaltung steht. Ein auf dem Marktplatz aufgebauter Rummel taucht das ganze Ensemble leider in ein etwas billiges Licht; hier haben sich aus meiner Sicht die Stadtväter mit ihrer Entscheidung keinen Gefallen getan.


Der imposante Belfort mit seinem 93 Meter hohen Turm beherrscht dagegen die südliche Flanke des Marktplatzes. Er beinhaltet unter anderem den großen Tuchsaal, in dem der Aufstieg der Stadt Brügge seinen Anfang nahm. Wer nicht davor zurückscheut, einige Zeit in der Warteschlange zu verbringen und anschließend zahlreiche Treppen im Innern des Turms zu erklimmen, soll mit einer fantastischen Rundumsicht und einem tollen Panorama von Brügge belohnt werden.



Uns lockt eine typische belgische Spezialität und so stellen wir uns lieber an einer kleinen Bude an, an der es „Frieten“ zu kaufen gibt, die berühmten belgischen Pommes Frites. Natürlich ordern wir die angepriesene „Spezialsauce“ und schauen etwas verdutzt drein, als man uns einfach in einem kleinen Schälchen einen ordentlichen Klecks Mayonnaise, einen Flutsch Ketschup sowie zwei Teelöffel voll darauf aufgehäufter Zwiebelstücken abfüllt. Das also ist Spezialsauce, so, so... Zu unserer Überraschung schmeckt diese einfache Kombination aber durchaus lecker und schafft es, zusammen mit den ebenfalls ganz guten Kartoffelstäbchen unseren ersten Hunger zu stillen.



Aber angelockt von schon einigen Schokoladengeschäften in der Innenstadt soll es nun auch noch etwas von der süßen Spezialität der Belgier sein: Belgischer Schokolade und Pralinen eilt bekanntlich ebenfalls ein sehr guter Ruf voraus. Und so steuern wir dann auch das Schokoladenmuseum an, in dem uns dann Ruben im Rahmen einer kleinen Vorführung erläutert, wie diese Leckereien hergestellt werden.

  

Nach einer kleinen Kostprobe streifen wir noch durch die informative Ausstellung, die uns Geschichte und Hintergründe der Schokoladenherstellung näher bringt. Außerdem wird jeder von uns interaktiv in einer Frage-Antwort-Präsentation dahingehend beraten, welche Schokolade jeweils den größten Genuss hervorrufen dürfte. 


Und dann, ja, dann sehen wir sie doch, die schon erwähnte Madonna mit dem Kinde: Hier im Schokoladenmuseum finden wir sie, hergestellt aus weißer Schokolade.


Wir streifen noch ein wenig durch die alte Handelsmetropole, bevor wir uns auf den Heimweg zu unserem Schiff machen, um dort den Abend erst an einem der umfangreichen Buffets und dann in einer der Bars zu verbringen, während uns die Crew über Nacht die kurze Entfernung zu unserem letzten Landgang dieser Reise zurücklegen lässt.




















Donnerstag, 17. April 2014

#2014AIDA - Steinalt und urig

Für den vierten Tag unserer Reise setzen wir über Nacht auf die britische Insel über. So, wie uns bisher die Sonne tagsüber begleitet, finden wir nachts im Vollmond einen vollwertigen Ersatz.



Unser Ziel ist Southampton im Südwesten Englands. Von hier aus sind schon die Puritaner auf ihrer Mayflower gen Amerika ausgewandert, aber auch die Titanic startete hier ihre bekanntlich letzte Reise, was für uns aber kein schlechtes Omen sein soll.

Wir haben uns erneut für die Mietwagenlösung entschieden und nehmen nach einem viertelstündigen Fußmarsch unseren heutigen Begleiter bei Hertz mit ansteigendem Puls in Empfang: Der in England übliche Linksverkehr ist für mich eine Neuigkeit, die durch die - für uns - seitenverkehrte Anbringung des Lenkrads sowie die sich daraus ergebende Notwendigkeit, mit der linken Hand zu schalten, nicht vereinfacht wird. Zum Glück sind die Fußpedale in der bekannten Anordnung und auch Blinker- und heute nicht benötigter Scheibenwischerhebel finde ich wie gewohnt an Ort und Stelle.

Schneller als gedacht habe ich mich an den Linksverkehr gewöhnt; zahlreiche Kreisverkehre, die nun im Uhrzeigersinn angefahren werden, schulen ungemein...



So kommen wir denn gut voran und erreichen nach etwa einer Stunde Stonehenge, diesen sagenumwobenen und mystischen Ort, über dessen ursprüngliche Nutzung bis heute nur verschiedene Theorien, aber keine wirkliche Gewissheit besteht: Religiöse Kult- und Opferstätte oder astronomisch genutztes Gebilde oder beides?



In jedem Fall scheint man sich momentan sicher zu sein, dass diese in der weiten Gras- und Hügellandschaft herumstehenden Steine seit etwa 4500 Jahren dort stehen sollen. Noch älter seien die außen herum angelegten Gräben und Wälle: Ursprünglich aus dem weißen Kalkstein herausgeschlagene Gräben und aufgetürmten Wälle, die dem Monument einen Teil seines Namens geben ("Henge") und heute komplett mit Rasen bewachsen sind, wurden kreisförmig und mit einem Durchmesser von etwa 100 Metern angelegt. Das soll bereits vor etwa 5000 Jahren geschehen sein.



Die Steine selbst sind in zwei Kreisformen angelegt: Im Innern befindet sich der Blausteinkreis aus ursprünglich 60 kleinen aufrecht stehenden Blausteinen. Umgeben werden diese von 30 aufrechten Sarsensteinen, die ehemals, sofern die Anlage überhaupt fertiggestellt wurde, mit Decksteinen versehen waren.



Wir werden auf abgesteckten Wegen mit unterschiedlicher Distanz zum Monument um dieses herumgeführt und erfahren nebenbei aus unseren auch in deutscher Sprache erhältlichen Audioguides, welche der umliegenden Hügel das eine oder andere Hügelgrab enthielt.



Nach einer ausgiebigen Besichtigung dieses bekannten Monuments zieht es uns in eine typisch englische Stadt mit dem urigen Charme der Inselbewohner: Salisbury ist unser Ziel, die Stadt, deren umliegende Hügel vor vielen Jahren bereits von Peter Gabriel in einem bekannten Song besungen wurden.



Schon von weitem winkt uns der 123 Meter hohe Turm der St.-Mary`s Cathedral, der damit auch gleichzeitig der höchste Kirchenturm Englands ist, zu. Aber diese Kathedrale weist noch einige weitere Sehenswürdigkeiten auf: So finden wir insbesondere in den Seitenschiffen zahlreiche bunte Glasfenster, die durch das strahlende Sonnenlicht, das uns auch an diesem Tag wieder begleitet, zum Leuchten gebracht werden.




Aber auch das Kreuzgewölbe sowie die facettenreiche Fassade laden zum Bestaunen ein.




Uns fasziniert der beeindruckende Kreuzgang, der einen Blick in den lichtdurchfluteten Innenhof freigibt.





Hier finden wir dann auch den Wegweiser zur Bibliothek, wo tatsächlich noch ein originales, handgeschriebenes Exemplar der Magna Charta aufbewahrt wird! Leider ist das Fotografieren an dieser Stelle nicht zulässig, was aber andererseits auch verständlich ist.

Uns zieht es wieder in die Innenstadt von Salisbury, wo wir uns gerne von dem Flair und der Stimmung inmitten zahlreicher Geschäfte und einem bunten Treiben zwischen architektonisch verschiedenen Gebäude einfangen lassen.




Zum Abschluss wählen wir zwischen den verschiedenen historischen Gasthöfen und Pubs, in denen vorwiegend das bekannte Ale ausgeschenkt wird, ein besonderes Lokal aus: Im "The Old Ale House" werden schon seit mehr als 600 Jahren durstige Kehlen versorgt und hungrige Mägen beruhigt.




Nach einem Tag voller Eindrücke checken wir spätnachmittags wieder auf der AIDA ein, damit wir wiederum über Nacht unser nächstes Ziel ansteuern können: Die belgische Gourmet-Metropole Brügge...